Ein Elefant in Vegesack
Manchmal überfällt einen die Kunst ganz ohne Vorwarnung, dort wo man sie nicht erwartet. So geschehen heute Nachmittag, an der „Elipse“ in der Vegesacker Fußgängerzone. Eine Kollegin fragte in die Runde, ob wir wüssten, was dort los wäre. Man munkelt, auf dem Platz entstünde ein Elefant! Nach einem Moment der Verwirrung machten wir uns auf in Richtung Gerhard-Rohlfs-Straße, und tatsächlich: Mitten zwischen Apotheke, Schuhgeschäft und Schreibwarenladen baute sich ein riesiger Dickhäuter von fünf Meter Höhe und sechs Meter Länge auf.
„The weeping Elephant“ ist eine Skulptur der niederländischen Künstlerin Jantien Mook. Das Kunstwerk reist quer durch Europa und stand schon in Amsterdam, Rotterdam und Brüssel. Bis Ende Juni ist es in Vegesack zu Gast und soll dann nach Schweden weiterreisen. Der Elefant gehört zum Projekt „Ode aan de wildernis“ mit dem die Künstlerin zum Nachdenken anregen möchte.
Jantien Mook:
Mit der Ode an die Wildnis drücke ich meine Liebe zur Natur aus. Ich bin fasziniert von ihrer Struktur, Bewegung und Vielfältigkeit. Mit meiner Kunst möchte ich dies einfangen. Der afrikanische Elefant soll Aufmerksamkeit wecken. Er erscheint in den Städten der Welt und „weint“ damit man ihn wahrnimmt. Ich bin in keinem offiziellen Naturschutzverbund aktiv und keine Aktivistin. Ich bin eine visuelle Künstlerin, die Dinge auf ihre eigene Art tut. Ich möchte, dass die Menschen mit der Skulptur in Kontakt kommen, ihre eigene Wildnis entdecken und schaffen.
In Kontakt kommt man mit dem grauen Riesen über die Plattform, auf der er steht. Diese ist groß genug um sich dort aufzuhalten. Sei es um eine Pause einzulegen und zu sitzen oder sich in einer kleinen Performance zu versuchen. So präsentierten sich in den bisherigen Städte Straßenkünstler und Artisten im Schatten des Elefanten, Lesungen fanden statt und viele nutzen ihn als außergewöhnliches Fotomotiv.
Entstanden ist das Kunstwerk in täglicher Handarbeit über drei Monate hinweg. Um es realisieren zu können, holte Jantien Mook sich Unterstützung von Dirk-Jan Schrander. Dieser kümmerte sich um das Schweißen und Montieren der von Jantien angefertigten Einzelteile sowie um den Aufbau des weinenden Elefanten. Bei den Beinen, den Stoßzähnen und der Stirn handelt es sich um Holz, das die Künstlerin in der Natur suchte.
Jantien Mook:
Alle sagten mir, dass ich keine vier Stämme finden werde, die genau passen aber ich habe sie gefunden. Die Natur ist einfach perfekt!
Dass wir die Skulptur in den nächsten Wochen hautnah, direkt vor der Haustür erleben können, ist eine Mischung aus Glück und der Fähigkeit Unmögliches möglich zu machen. So waren auch andere deutsche Städte an dem Dickhäuter interessiert, konnten dies jedoch nicht so schnell umsetzen. In Vegesack klappte es schließlich problemlos. Ein echter Glücksgriff meint auch Jantien Mook.
Jantien Mook:
Der Platz hier ist perfekt. Vorher stand der Elefant in Hamburg in einem sehr schicken Viertel zwischen hohen Häusern, davor in Gent in einem Park und in Brüssel auf einem großen Platz. Überall ist das Publikum anders und er entfaltet eine andere Wirkung. Hier in Vegesack ist es wunderschön, und ich freue mich, dass die Skulptur hier ein kann.
Wer mehr über Jantjen, ihre Skulpturen, Bücher und weitere Projekte wissen möchte, kann hier schauen:
Und zum Schluss noch was fürs Herz: Dirk-Jan und Jantien ergänzten sich nicht nur sehr gut bei der Arbeit, sondern auch Privat. Die Künstlerin und der Gitarrenbauer verliebten sich bei der Erschaffung des „Weeping Elephant“ ineinander und sind inzwischen ein Paar.