Ein Vegesacker Junge reist mit dem Fahrrad um die Welt
Von Vegesack in die Welt! Eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn von hier aus starteten früher die großen Walfänger zu ihren Touren in die Arktis. Schiffe, die über alle Meere fahren, werden hier bis heute gebaut oder repariert und jeder, der schon mal am Utkiek stand und eines der riesigen Frachtschiffe an sich vorbeifahren sah, hat den Hauch der großen weiten Welt gespürt. Doch statt großer Pötte oder einer schnittigen Jacht ist vor ein paar Tagen ein ganz anderes Gefährt zu einer Weltumrundung aufgebrochen: ein Fahrrad. Gebaut im Radstudio in der Fußgängerzone. Gelenkt wird das grellgrüne Gefährt von Christof Nordmeier, dem ehemaligen Vegesacker Jungen von 2008. Schätzungsweise 15.000 bis 20.000 Kilometer will er in den nächsten 1,5 Jahren zurücklegen. Was er dabei erlebt, davon berichte ich ab sofort in unregelmäßigen Abständen hier auf dem Blog.
Das war mein erster Gedanke, als ich von Christofs Plan hörte. Ich stellte mir einen ganz bestimmten Typ Extremsportler vor, einen von denen, die man schon auf den ersten Blick erkennt. Als Motivation auf solch eine Reise zu gehen fiel mir ebenfalls nur der sportliche Aspekt ein. Etwas in der Art wie Ironman XXL. Doch dann stand Christof vor mir und erfüllte so gar keine meiner Vorstellungen. Ja gut, dass er viel Rad fährt, sieht man ihm an, genauso wie seine Vergangenheit als Leistungsruderer aber da hört es auch schon auf. Auch seine Intention ist ganz anders als erwartet. Ihm geht es vor allem darum, sich selbst besser kennenzulernen, und mehr von der Welt zu sehen. Das alles in einem Tempo, in dem man seine Umgebung noch bewusst wahrnehmen kann. „Man ist schneller als zu Fuß und schafft einiges an Kilometer“, erklärt er mir. Per Auto zu reisen kommt für ihn nicht infrage, denn er möchte die Klimabilanz seiner Tour möglichst geringhalten.
Wenn das Reisefieber Überhand nimmt
Christof ist waschechter Vegesacker. 2008 gehörte er zu den drei amtierenden Vegesacker Jungen und war lange im Vegesacker Ruderverein aktiv. Ausbildung und Studium brachten ihn später jedoch an ganz andere Orte. So lebte er in Basel, wie auch in den USA und leistete Freiwilligenarbeit in Südamerika, wo er als Ruderlehrer aushalf. Solange, bis es ihn wieder zurück in die Heimat zog. Allerdings scheint ihn das Reisefieber dauerhaft infiziert zu haben, denn lange hielt es ihn nicht im Norden. Schon knapp ein Jahr nach seiner Rückkehr traf er die Entscheidung wieder loszuziehen. Ein Stück Vegesack wird er jedoch immer dabeihaben, denn sein Fahrrad ist ein Vegerad, das ganz auf seine Bedürfnisse hin angefertigt wurde. Technischen Schnickschnack gibt es an dem auffälligen Bike nicht, dafür aber jede Menge Komponenten, die praktisch und extrem haltbar sind. So kann Christof entweder selbst Hand anlegen oder bei größeren Schäden die Schrauber vor Ort fragen. Der Stahlrahmen zum Beispiel kann auch von einem Autobastler irgendwo im nirgendwo geschweißt werden.
Start mit Hindernissen
Am 18. Februar ist der ehemalige Vegesacker Junge zu seiner großen Reise aufgebrochen, doch bevor er die Tour in Angriff nehmen konnte, machte ihm ein ganz profanes Problem einen Strich durch die Rechnung: Die Bahn hatte Verspätung. „Statt einer Stunde brauchte der Zug von Bremen nach Hannover vier Stunden“, berichtet Christof. Dadurch kam er zu spät in Frankfurt am Flughafen an und verpasste seinen Anschluss. Nach einigem Hin und Her sowie einem saftigen Preisaufschlag konnte der Gestrandete seinen Flug jedoch auf zwei Tage später umbuchen und landete am 21. Februar in Montevideo. Hier verbringt er nun erst mal ein paar Tage bei einem Freund und fährt sein Rad weiter ein.